Crowdfunding Deutschland – mit Kickstarter & Co. nachhaltige Projekte finanzieren.
Ein Supermarkt, der ganz ohne Verpackungen auskommt, eine Do-it-yourself-Solarpumpe für sauberes Trinkwasser oder Ausbildungsplätze für Flüchtlinge: Es gibt zahlreiche gute Geschäftsideen, die es lohnt, umzusetzen. Viele Ideen scheitern aber bereits in der Anfangsphase an fehlender Finanzierung. Wenn die Bank keinen Kredit gewährt oder staatliche Förderungen nicht verfügbar sind, bietet Crowdfunding eine hervorragende Alternative.
Finanzierung durch den Schwarm
Beim Crowdfunding können sich Gründer und Projektinitiatoren via Internetplattform an die Öffentlichkeit wenden und dort Ideen und Geschäftsmodelle präsentieren, für die sie Unterstützer suchen. Meistens erfolgt dies durch ein kurzes Video, Fotos und eine Projektbeschreibung. Die Sponsoren erhalten für ihre finanzielle Spende eine Gegenleistung. Das kann ein Exemplar der produzierten CD sein, ein Ticket für die Eröffnungsfeier des finanzierten Restaurants oder die Namensnennung im Filmabspann. Auch ausgefallene und verrückte Ideen sind willkommen und sorgen zusätzlich für Aufmerksamkeit. Selbst die Tätowierung der Initialen des Spenders auf die Innenseite der Unterlippe wurde bereits angeboten. Nur wenn das vereinbarte Finanzierungsziel erreicht wird, wird das Projekt umgesetzt. Wenn nicht, behalten alle Unterstützer ihr Geld.
Beim Crowdfunding profitieren alle
Dabei ist Crowdfunding weit mehr als eine rein finanzielle Unterstützung. Denn die Förderer geben neben Geld auch Vertrauen und Glaubwürdigkeit und binden sich so emotional an das Projekt. Im Gegenzug werden sie ein klein wenig Teil des neuen Unternehmens. Aber nicht nur die Projektinitiatoren und die finanziellen Förderer profitieren, sondern auch der Verbraucher. Denn die meisten erfolgreich finanzierten Crowdfunding-Kampagnen bringen innovative Produkte und Firmenideen hervor, die der Gesellschaft einen echten Mehrwert bieten und bisher auf dem Markt gefehlt haben.
Verschiedene Plattformen für verschiedene Themen
Neben den großen internationalen Crowdfunding-Plattformen wie www.kickstarter.com, www.indiegogo.com oder der deutschen Plattform www.startnext.de gibt es zahlreiche Seiten, die einen regionalen Fokus haben oder sich auf einzelne Themenbereiche spezialisieren. Explizit nachhaltige Projekte und Geschäftsideen findet man zum Beispiel auf www.ecocrowd.de, der Plattform der Deutschen Umweltstiftung, oder www.oneplanetcrowd.de. Eine Übersicht über die verschiedenen Plattformen bietet www.crowdfunding.de.
In nachhaltige Unternehmen investieren
Anders als beim klassischen Crowdfunding können beim Crowdinvestment Anteile am Projekt bzw. Unternehmen erworben werden. Das ist zum Beispiel bei www.greenrocket.com möglich, einer Funding-Plattform, die sich auf nachhaltige Unternehmen in den Bereichen Energie, Umwelt, Mobilität und Gesundheit spezialisiert hat. Auch www.bettervest.de, www.tamaota.com und www.econeers.de konzentrieren sich auf ökologische oder sozial nachhaltige Firmen und Projekte. Zu den Schwerpunkten gehören beispielsweise regenerative Energien, ökologisch produzierte Lebensmittel, aber auch „grüne“ Dienstleistungen und soziale Einrichtungen.
Die Reihe nachhaltiger Crowdfunding-Kampagnen ist lang. Hier eine Auswahl außergewöhnlicher und erfolgreicher Projekte, die es dank Crowdfunding geschafft haben und nun umgesetzt werden:
1. pumpmakers
Laut Schätzungen der United Nations werden im Jahr 2025 bis zu 1,8 Milliarden Menschen in Ländern und Regionen mit absolutem Wassermangel leben. Die Initiative Pumpmakers will mit einer Open-Source-Solarwasserpumpe gegen die weltweite Wasserknappheit ankämpfen und suchte via GREEN ROCKET Investoren für ihr Unternehmen. Und das mit Erfolg. Mithilfe der Solarpumpen kann nun unabhängig von der Stromversorgung überall auf der Welt Wasser an die Erdoberfläche befördert werden. Die Website, die die Bauanleitung für die Do-it-yourself-Pumpe liefert, soll Mitte 2015 fertiggestellt werden.
2. tiocare.de
5.700 Tonnen Plastikmüll werden jährlich durch Zahnbürsten und deren Verpackung in Deutschland verursacht. Zwei Industriedesigner aus München wollten dieser Verschwendung ein Ende setzen und haben deshalb TIO entwickelt: eine Zahnbürste, die mit besseren Rohstoffen, einer optimierten Klimabilanz, schönerem Design und vor allem weniger Verpackungsmüll als konventionelle Zahnbürsten daherkommt. Ein längst überfälliges Produkt. Für die Anschubfinanzierung haben sie auf Kickstarter die benötigten Unterstützer gefunden. Diese können sich schon bald über die ersten Exemplare der Zahnbürste als Dankeschön freuen.
3. original-unverpackt.de
Auch die Idee, einen Supermarkt ohne Verpackungen zu realisieren, damit die Menschen bewusster konsumieren, stieß auf extrem positive Resonanz. Über Startnext haben die Initiatorinnen von Original Unverpackt innerhalb von 24 Stunden 20.000 Euro gesammelt und so ihre Funding-Schwelle erreicht. Der Supermarkt ist seit September 2014 in Berlin-Kreuzberg geöffnet. Ziel ist nun, dass es bald in ganz Deutschland Supermärkte gibt, die auf Einwegverpackungen verzichten. Für den ersten verpackungsfreien Supermarkt in München wurde hier gerade erfolgreich Geld gesammelt: startnext.com/ohne-verpackungsfrei-muenchen.
4. cucula.org
Die CUCULA – Refugees Company for Crafts and Design hat im vergangenen Jahr auf Startnext über 120.000 Euro eingenommen – weit mehr als benötigt. Mit dem Budget finanziert das Unternehmen fünf geflüchteten jungen Männern aus Afrika Ausbildungsplätze in der Möbelbranche und ermöglicht ihnen so, sich eine berufliche Zukunft in Deutschland aufzubauen. Den großen Erfolg verdankt die Crowdfunding-Kampagne auch den vielen prominenten Unterstützern, darunter der Künstler Olafur Eliasson und der Schauspieler Robert Stadlober.
Wer nun selbst eine Projektidee über Crowdfunding finanzieren möchte, sollte Folgendes beachten:
- Den Markt studieren: Erfolgreich sind vor allem Geschäftsideen, die aus Sicht der künftigen Nutzer einen echten Mehrwert schaffen und wirklich benötigt werden.
- Die richtige Plattform wählen: Jede Plattform hat eine andere Zielgruppe, und nicht alle Plattformen lassen jedes Businessmodell zu. Ein gründlicher Check im Vorfeld ist das A und O.
- Auf die Länge kommt es an: Die erfolgreichsten Kampagnen laufen, laut Aussage von Kickstarter, 30 Tage oder kürzer mit einem durchschnittlichen Spendenbeitrag von 25 US-Dollar.
- Die richtige Kommunikationsstrategie wählen: Freunde und Familie sind die wichtigsten Unterstützer und Multiplikatoren für das Projekt. Gezielte Pressearbeit kann ebenfalls helfen, weitere Finanzierer zu finden.
- Präzise sein: Komplexe Ideen, für die man Unterstützer sucht, sollten so einfach wie möglich dargestellt sein. Videos und Bilder können helfen, das Projekt anschaulich zu erklären.
- Transparente Informationen: Ein Businessplan verleiht dem Projekt Glaubwürdigkeit. Regelmäßige Updates, die Impulse geben und den Unterstützern erklären, wo das Projekt gerade steht, sind ebenfalls hilfreich.
- Menschen berühren: In jedem Projekt steckt viel Begeisterung und Leidenschaft. Ziel ist es, diese Leidenschaft zu vermitteln, damit die Unterstützer spüren, dass sie Teil von etwas Besonderem werden.