Elektromobilität

Ökobilanz: Elektroauto vs. Verbrenner.

Wie nachhaltig sind Elektroautos wirklich? Ob Emissionen oder Produktion, Batterie oder Energieverbrauch – wir ziehen Ökobilanz im direkten Vergleich mit Verbrennern.
Ökobilanz Elektroauto

ÖKOBILANZ: ELEKTROAUTOS VS. VERBRENNER:

  • Über den gesamten Lebenszyklus schneiden Elektroautos in der Kompaktklasse heute oft besser ab als Verbrenner.
  • Durch emissionsloses Fahren verbessert sich die Ökobilanz von E-Autos mit steigender Laufleistung.
  • In der Produktion verbrauchen die Batterien von E-Autos seltene Rohstoffe und viel Energie.
  • Vor allem der Kohlestrom im derzeitigen deutschen Strommix verschlechtert die Ökobilanz der Stromer.

ÖKOBILANZ VON ELEKTROAUTOS IM VERGLEICH.

Elektroautos fahren emissionsfrei. Das steht außer Frage. Doch wie sieht die Ökobilanz von Elektroautos aus? Und zwar eine Gesamtbilanz, die Faktoren wie Batterieproduktion, Strommix, Verbrauch von Rohstoffen und mehr über den gesamten Lebenszyklus eines E-Autos berücksichtigt? Wir haben uns abseits der Angaben der Autokonzerne beim Bundesumweltamt, in den Medien und bei Experten wie dem ADAC schlau gemacht und ziehen Ökobilanz: Elektroauto vs. Verbrenner – wer ist nun wirklich klima- und umweltschonender unterwegs?

RUNDE 1: CO2-EMISSIONEN BEIM FAHREN.

Dieser Punkt ist grundsätzlich unstrittig: Während der Fahrt stößt ein Elektroauto weder CO2 noch andere Treibhausgase aus. Anders ein Pkw, der mit Diesel oder Benzin fährt. Er bläst auf jedem Kilometer Straße zwischen 100 und 140 Gramm CO2 in die Luft. Für einen durchschnittlichen Benziner mittleren Alters sind das rund 19 Kilogramm auf 100 Kilometern, für einen entsprechenden Diesel rund 16 Kilogramm. Für die gefahrenen Kilometer zwischen Berlin und München verzeichnet die CO2-Bilanz gewöhnlicher Autos in Sachen Ausstoß bereits rund 115 Kilogramm (Benziner) oder 90 Kilogramm (Diesel).

Ökobilanz Elektroauto Fahrt

RUNDE 2: STROMMIX UND KRAFTSTOFFE.

Der noch recht hohe Anteil an Kohlekraftwerken in Deutschland verschlechtert die Ökobilanz von Elektroautos deutlich. Das Problem: Selbst Stromer von Ökostromkunden, die Ihre E-Fahrzeuge hierzulande an E-Tankstellen aufladen, fahren mit dem gleichen Strom, der aus dem Stromnetz in jede Haushaltssteckdose fließt. Dieser enthält über ein Drittel Kohlestrom, bei dessen Herstellung Unmengen CO2 freigesetzt werden – hundertmal so viele Äquivalente wie bei erneuerbaren Energien aus Wasserkraft oder Wind.

Eine Studie des ADAC vom Oktober 2019 kommt zu dem folgerichtigen Ergebnis: Es braucht mehr sauberen Strom für die Elektromobilität, damit sich die Klimabilanz von Elektroautos weiter verbessert. Neben Kohleausstieg und industrieller Umstellung auf grünen Strom trägt hier jeder Stromkunde, der zu Ökostrom wechselt, dazu bei, dass die Energiewende und die Verkehrswende gelingen.

RUNDE 3: FAHRZEUGHERSTELLUNG (ENERGIE).

Schaut man sich die Ökobilanz von Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern an, wird schnell deutlich, dass der Strommix sie ganz entscheidend beeinflusst. Das gilt nicht nur für den Energiebedarf während der Fahrt (Strom vs. Kraftstoffe tanken). Der gleiche Effekt tritt auch bei der benötigten Energie für die Herstellung des Fahrzeugs auf.

RUNDE 4: EINSATZ VON ROHSTOFFEN.

Genauso wichtig wie der Klimaschutz ist die Bewahrung von Ressourcen der Umwelt. Hier fließt der Verbrauch von Rohstoffen in die Ökobilanz „Elektroauto vs. Verbrenner“ ein. Für Motor und Akku werden teils seltene Rohstoffe wie seltene Erden gebraucht. Eine Studie des Beratungs- und Softwareunternehmens Thinkstep zur Mobilität der Zukunft hat sechs Rohstoffe identifiziert, die bei der Produktion von Stromern benötigt werden, aber nur begrenzt verfügbar und schwer ersetzbar sind. Dazu gehören Lithium, Kobalt und Platin. 

Würde ein Viertel der jährlich produzierten Fahrzeuge auf der Welt mit Akku oder Brennstoffzelle ausgestattet, würden die derzeitigen Abbaumengen der Rohstoffe nicht ausreichen, so die Autoren. Rohstoff-Recycling könnte hier zukünftig helfen. Erst recht, wenn die entsprechende Technik noch energieeffizienter wird. So könne das Recycling ganzer Elektroautos schon jetzt bis zu einem Drittel Kohlendioxid vermeiden und wichtige Rohstoffe einsparen.

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RUNDE 5: HERSTELLUNG DER AKKUS.

An der Ökobilanz eines Elektroautos im Vergleich zu Verbrennern hat die Batterie einen großen Anteil. Nicht nur, was den Einsatz seltener Rohstoffe für ihre Produktion angeht, sondern auch bezüglich des Energieverbrauchs. Die Herstellung des Akkus eines Elektroautos ist sehr energieintensiv.

Je länger eine Batterie hält, desto besser also die Nachhaltigkeit. Hier bringen Batterien immer bessere Leistungen bei der Kapazität. So brachte es ein BMW i3 im Langzeittest der Fachzeitschrift AUTO BILD nach fünf Jahren und 100.000 Kilometern auf eine Reichweite von 107 Kilometern (ursprünglich 167 Kilometer). Die Leistung wurde zwar geringer, ist aber gerechnet auf den Lebenszyklus des Autos immer noch beachtlich.

Während Hersteller wie Tesla die Lebensdauer von Akkus mit rund acht Jahren oder 160.000 Kilometern angeben, berichtet das US-Portal Quartz von Tesla-Modellen, die nach 800.000 Kilometern bestens mit der ersten Batterie unterwegs sind. Sicherlich ist die Lebenszeit eines Akkus von vielen Faktoren wie Klima und Nutzung abhängig, doch zeigen solche Werte, dass die Reichweite eines Elektroautos gerade beim kritischen Punkt „Akku“ durch Weiterentwicklung zukünftig weiter gewinnen können.

Ökobilanz Elektroauto Produktion

RUNDE 6: NUTZUNGSINTENSITÄT.

Ein weiterer wesentlicher Faktor in der Ökobilanz „Elektroauto vs. Verbrenner“ ist der Mensch. Ob ein Auto mit elektrischem Antrieb im Vergleich zum Verbrennungsmotor einen ökologischen Vorteil hat, hängt nämlich auch von der Nutzung ab. Erst bei entsprechend intensiver Teilnahme am Verkehr gewinnt in der Ökobilanz das Elektroauto den Vergleich. 

Einmal hergestellt, wird die Ökobilanz von Elektroautos schließlich immer besser. Das emissionsfreie Fahren macht hier mit steigender Laufleistung mehr und mehr Boden gut. Auch das zeigt die Studie des ADAC anhand eines Fahrzeugs der Golfklasse. Nur Elektroautos, die es als Zweitwagen im Laufe ihres Lebens auf gerade einmal 50.000 Kilometer bringen, schneiden demnach in der Ökobilanz schlechter ab als vergleichbare Verbrenner.

Ökobilanz Elektroauto Vergleich

RUNDE 7: RECYCLING.

Stahl, Aluminium, seltene Rohstoffe – bis zu 60 Prozent der wertvollen Materialien eines Autos können wiederverwendet werden. Das ist umweltfreundlich, weil es Rohstoffe schont. Das ist klimafreundlich, weil es Emissionen vermeidet, die bei der Gewinnung und Verarbeitung freigesetzt würden. In diesem Punkt können sich Elektroautos in der Ökobilanz gegenüber Verbrennern Punkte zurückholen, die sie bei der Herstellung vor allem der Batterie verloren haben.

RUNDE 8: ZWEITVERWENDUNG.

Weiterverwenden statt verschwenden, das ist immer im Interesse von Umwelt und Klima. Auch hier können die oft kritisch gesehenen Batterien Bonuspunkte sammeln, wenn man sie lässt. So können ausgemusterte Akkus aus Elektroautos ein zweites Leben als Speicher für Sonnen- und Windenergie führen. Dann bringen sie es umweltfreundlich auf bis zu 20 Jahre Lebenszeit. Derzeit liege der Anteil der wiederverwendeten Akkus allerdings bei unter 5 Prozent, wie der ADAC erklärt, der Rest werde recycelt.

RUNDE 9: LEBENSZYKLUS.

Verbrenner sind bei Herstellung und Produktion umwelt- und klimafreundlicher, Elektroautos im Betrieb. Um eine halbwegs belastbare Aussage treffen zu können, wie die Ökobilanz von Elektroautos im Vergleich aussieht, muss man daher den gesamten Lebenszyklus der Fahrzeuge betrachten. 

Genau das hat der ADAC in einer Studie vom Oktober 2019 zu Fahrzeugen der Kompaktklasse mit Antrieben wie Benzin, Diesel, Erdgas, Wasserstoff und Elektro getan. Berücksichtigt sind darin die Emissionen bei Herstellung und Recycling, bei Stromerzeugung sowie bei Erzeugung des Kraftstoffs und bei der Nutzung.

Das Ergebnis in der Ökobilanz „Elektroauto vs. Verbrenner“: Auf lange Sicht gewinnt das Elektroauto wegen seiner emissionsfreien Fahrweise den Vergleich. So ist es nach rund achteinhalb Jahren oder 127.500 Kilometern klimaschonender unterwegs als ein Benziner. Nach 219.000 Kilometern oder rund vierzehneinhalb Jahren hat es einen durchschnittlichen Diesel überholt.

Spannendes Gedankenspiel der Tester: Was wäre, wenn der deutsche Strommix zu 100 Prozent aus Ökostrom bestünde, also jede Kilowattstunde (kWh) von einem regenerativen Energieträger wie Wasserkraft stammen würde? Das würde nicht nur viele Tonnen Emissionen einsparen, sondern die Ökobilanz von Elektroautos enorm verbessern. Dann wären sie bereits nach 37.500 Kilometern klimafreundlicher als ein Benziner, ab 40.500 Kilometern klimafreundlicher als ein Diesel – und damit sogar als Zweitwagen ökologisch attraktiver.

ÖKOBILANZ VON ELEKTROAUTOS: DAS ERGEBNIS.

E-Auto oder Verbrenner, wer siegt nach Runden, wer nach Punkten? Wie Vergleiche, Studien und Test zeigen, ist das Thema komplex und lässt Raum für Diskussionen und Interpretationen. Die Tendenz sowie aktuelle Ergebnisse des ADAC sowie des Umweltbundesamts lassen den Schluss zu, dass Elektroautos zumindest der Kompaktklasse schon heute eine bessere Ökobilanz aufweisen können als Verbrenner. 

Elektroautos sind emissionslos unterwegs und spielen ihre Vorteile mit zunehmender Fahrleistung und Lebenszeit aus. Was ihre Schwachstellen wie Herstellung und Batterieproduktion betrifft, haben sie vielleicht sogar größeres Verbesserungspotenzial als Verbrenner.

Bessere Akkus, energieeffizientere Produktion, steigender Ökostrom-Anteil im Strommix, das alles kann nachhaltig dazu beitragen, dass Elektroautos in naher Zukunft im Vergleich noch besser abschneiden. Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag zur Frage, ob Elektroautos umweltfreundlich sind.

Ökobilanz Elektroauto vs Verbrenner

SCHLUSSFOLGERUNG 1:

Der derzeitige Strommix in Deutschland verhindert eine bessere Ökobilanz der Stromer. Insbesondere der hohe Anteil an Kohlestrom schlägt sich in einer schlechteren Bewertung nieder, was das Laden bzw. Tanken und die Produktion in Deutschland angeht.

SCHLUSSFOLGERUNG 2:

Dank emissionsfreien Fahrens machen Elektroautos ihre anfänglich schlechtere CO2-Bilanz in der Produktion Kilometer für Kilometer wieder wett. Nach rund acht Jahren überholen sie bei Kompaktwagen einen Benziner, nach etwa 14 Jahren einen Diesel.

SCHLUSSFOLGERUNG 3:

Vor allem bei Kompaktwagen fährt man mit einem Stromer auf lange Sicht klimaschonender als mit einem Verbrenner. Kleinwagen bringen es meist nicht auf die erforderliche Laufzeit, um die schlechte Bilanz in der Produktion wettzumachen. In der Mittelklasse haben Diesel noch die Nase vorn.

SCHLUSSFOLGERUNG 4:

Es ist davon auszugehen, dass sich die Ökobilanz von Elektroautos gegenüber Verbrennern mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien weiter zugunsten der Stromer verbessern wird. Je grüner und sauberer der Strommix, desto größer der Vorsprung klimaschonenden Fahrens mit Elektromobilität.

SCHLUSSFOLGERUNG 5:

Elektroautos haben großes Potenzial, ihre Ökobilanz weiter zu verbessern. Neben mehr Ökostrom können die energieeffizientere Herstellung und längere Lebensdauer der Akkus dazu beitragen, ebenso der Ausbau eines flächendeckenden Netzes aus Ladesäulen mit Ökostrom. Sie interessieren sich für eine eigene Ladestation? Dann beraten wir Sie gerne zu passenden Ladestationen für Elektrofahrzeuge.

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